Der 2003 verstorbene "Man in Black" war gut vierzig Jahre lang das Synonym für Country Music, ein Rekordhalter ohne Beispiel. Seit seinem Schallplattendebüt im Jahr 1955 nahm Johnny Cash mehr als 2.500 Songs auf und hatte beinahe 150 Hits in den Billboard-Country-Charts, davon 14 Nummer Eins-Hits, die zusammen 68 Wochen lang die Spitzenposition der Hitlisten belegten.
Nach einer harten Kindheit (er arbeitete schon als 5-jähriger auf den Baumwollfeldern Farm seines Vaters) ging der am 26. Februar 1932 in Kingsland/Arkansas geborene Johnny Cash zur Air Force, wo er seine dreijährige Dienstzeit in Deutschland im bayerischen Landsberg am Lech in der Nähe von Augsburg verbrachte. Hier schrieb er auch seine ersten Songs, die er 1955 bei Sun Records, dem legendären Label des Elvis Presley-Entdeckers Sam Phillips, vorstellte. Er wollte eine Karriere als Gospelsänger beginnen, wurde aber von Phillips mit den Worten abgewiesen, er solle mit etwas kommerziellerem wiederkommen. Cash reichte den Song "Hey Porter" ein und bekam sofort einen Plattenvertrag. Bereits seine zweite Single "Folsom Prison Blues" führte Johnny bis an die Spitze der Country-Charts und bescherte ihm landesweite Popularität. Auch die dritte Single "I Walk The Line" erreichte die Pole Position der Hitlisten.
Nach Ablauf seines Vertrags bei Sun wechselte Johnny Cash 1958 zu Columbia Records, weil er dort bessere Entwicklungsmöglichkeiten für seine Karriere sah. Zu Recht: Denn zur Überraschung seiner Plattenfirma verkaufte der junge Superstar mehr Langspielplatten als Singles (damals machten Singles über 70% des Umsatzes aus) und bescherte seinem neuen Label sensationelle Erfolge. Woran lag das? Cash klang nicht nach Nashville, nicht nach Honky Tonk und schon gar nicht nach Rock'n'Roll. Er schuf mit seiner sonoren Baritonstimme und perkussiven Gitarrenakkorden seine eigene Musiksparte, die mit einer gekonnten Mischung aus unverblümter Folk-Emotionalität, dem rebellischen Auftreten des Rock'n'Roll und dem Weltschmerz der Country Music spielte. Johnny Cash tourte fast ununterbrochen durch die Staaten und genoss die Begeisterung seines stetig wachsenden Publikums. Doch die mehr als 300 Konzerte, die er pro Jahr gab, forderten allmählich ihren Tribut: Immer häufiger nahm Cash Amphetamine, um dem enormen Stress seines Berufs gewachsen zu sein. Seine zunehmende Abhängigkeit führte zu kreativen Einbrüchen und ließ ihn schließlich auch mit dem Gesetz Bekanntschaft machen, als er 1965 in El Paso wegen Drogenbesitzes verhaftet wurde.
Als rettender Engel kam die Musikerin June Carter ins Spiel, die den innerlich zerrissenen Johnny Cash schon seit einigen Jahren kannte - sie hatte ihn 1956 bei einer Radioshow kennen gelernt und schon bald hatte Cash sich in die bildhübsche Sängerin verliebt. Beide waren zu diesem Zeitpunkt jedoch noch mit anderen Partnern verheiratet und begegneten einander stets nur in Freundschaft. 1963 komponierte June zusammen mit Merle Kilgore den Hit "Ring Of Fire" für Cash, in dem sie seine Sucht und ihre heimliche Liebe zu ihm beschreibt.
Nach einem schweren Zusammenbruch im Oktober 1967 erkannte Cash, dass er so nicht weitermachen konnte. June half ihm, von seiner Abhängigkeit loszukommen und wandelte ihn zu einem bekennenden Christen. Beide waren inzwischen geschieden und am 22. Februar 1968 machte Cash seiner Liebsten mitten in einem Konzert im kanadischen Toronto einen Heiratsantrag. Eine Woche später heiratete er seine geliebte June und blieb ihr bis zu ihrem Tod im Mai 2003 treu.
Zu den besten (und erfolgreichsten) Alben in der Karriere des 67jährigen zählt sein 1968 aufgenommenes Werk "Johnny Cash At Folsom Prison", das vor den 2.000 Häftlingen und deren Wärtern in dem berüchtigten Zuchthaus in Kalifornien aufgenommen wurde. Ein Jahr darauf gab er ein weiteres Knast-Konzert im berüchtigten San Quentin Prison in San Francisco, das ebenfalls auf Schallplatte veröffentlicht wurde - inklusive der legendären, vom Gejohle der Zuchthäusler begleiteten Nummer "A Boy Named Sue". Weitere Meisterwerke im Oeuvre des Musikers sind die CDs "Orange Blossom Special", "I Walk The Line", "Ring Of Fire", "The Legend", "Personal File" sowie die American Recordings-Serie.
Sich selbst blieb der "Man In Black" immer treu: Sein Publikum begrüsste er stets mit den gleichen Worten "Hello, I'm Johnny Cash!" und schwor sich und seinen Fans, dass er so lange in Schwarz auftreten werde, bis es auf der Welt keinen Krieg und keine Armut mehr geben würde. Seine Songs handeln von seiner eigenen schweren Kindheit, von den Armen, Ausgestossenen und Unterdrückten der Welt, aber auch von Hoffnung und Zuversicht. Fernab von süßlichem Country-Geschnulze blieb Cash über Jahrzehnte der präzise Chronist des amerikanischen Alltags und der Menschen, die das Land mit Leben füllen. Johnny Cash starb knapp vier Monate nach June Carter am 12. September 2003 in Nashville/Tennessee an den Folgen einer Diabetes. Er wurde neben seiner Frau im Memory Park, Sumner County Tennessee bestattet.
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